Blog Anett Dreuse
24.09.2020 18:25

Warum werden die Noten beim Lesen immer schlechter?

Ihr Kind kommt in die erste Klasse und lernt lesen. Alles ist ganz wunderbar. Stolz wird der Mama, dem Papa, der Oma und dem Opa vorgelesen. 

Doch dann kommt alles ins Stocken. Ihr Kind kann einfache kleine Wörter nicht lesen und beginnt den Inhalt, der nicht gelesen wird, fantasievoll zu ersetzen. Manchmal guckt es nur ins Buch. Stille Leere.

Warum? Was ist passiert?

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Viele Kinder haben ein gutes fotografisches Gedächtnis und prägen sich ganze Wörter wie ein Bild an der Wand ein. Meist sind sie schon beim Erkennen der ersten drei Buchstaben schnell abrufbar.

"Oma, Opa, Mama, Papa, Lilo, Auto" usw. kann man sich also rasant merken. Einzelne Buchstaben muss man dabei nicht erkennen, da ja die Lehrerin das entsprechende Wort ganz oft an der Tafel vorliest. 

Diese Art der Vermittlung des Lesens beschreibt eine ganzheitliche Methode, die nicht insbesondere die Buchstaben als einzelne Laute differenziert.

Wie schnell ein Kind hier aussteigt, hängt davon ab, wie gut sein spezielles Gedächtnis ist. Nicht nur das fotografische Gedächtnis, auch das auditive Gedächtnis vertuscht manchmal die Schwäche des Kindes einzelne Laute zu erkennen.

Es gibt tatsächlich Kinder, die ganze Texte auswendig kennen, weil erst die Lehrerin, dann ein Mitschüler und noch ein Mitschüler vorlasen. Alle freuen sich über die Fähigkeiten des Kindes, obwohl es gar nicht lesen kann, sondern nur ein hervorragendes spezielles Gedächtnis besitzt.

Irgendwann fällt es aber doch auf. Meist ist es dann schon zu spät und diese Kinder entwickelten Ausweichstrategien, um nicht aufzufallen. Sie sind darin sehr geschickt. So können sie zu Analphabeten werden.

Was ist nun der Unterschied zwischen der ganzheitlichen und der einzelheitlichen Methode? Bei der ganzheitlichen Methode wird das Alphabet und das Wort in den Fokus gerückt. Viele Kinder lernen so lesen, weil ihnen die Differenzierung der Silben und Buchstaben keine Probleme bereitet. Sie beginnen zu generalisieren und lesen auch andere, schwierigere Wörter.

Dennoch ist die einzelheitliche Methode allgemein effektiver. Hier wird der Laut in den Fokus gestellt. Viele Analphabeten haben große Schwierigkeiten zwischen Buchstabe und Laut zu unterscheiden. Sie können die Buchstaben nicht in ein Wort umsetzen.

Ist ja eigentlich auch logisch. Wenn ich spreche, benutze ich nicht Buchstaben, sondern Laute.

Das Wort "Gurke" wird von den Kindern mit den o.g. Schwierigkeiten so umgesetzt: Geuerkae. Das ergibt doch keinen Sinn.

Deshalb ist es wichtig, dass alle Kinder zwischen Buchstaben und Lauten unterscheiden lernen. Achten Sie rechtzeitig darauf, inwieweit Ihr Kind auch andere Texte lesen kann und nicht nur die in der Schule eingeübten.

Es gibt zahlreiche Kinderbücher, um dies zu prüfen. Kleine PC-Spiele sind eher ungeeignet, weil diese selten flexibel unterschiedliche Wörter anbieten. Alle PC-Spiele sind nach einem Muster aufgebaut, welches es einem klugen Analphabeten ermöglicht, trotz seiner mangelnden Lesefähigkeit, ganz oben in der Rangliste erfasst zu sein.


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