Blog Anett Dreuse
05.03.2021 17:35

Weshalb ist das Mundbild so wichtig?

In der Therapie spielt das Mundbild des/der Therapeuten/in eine wichtige Rolle.

Das Mundbild ist das physiologische Modell der motorischen Sprechabläufe und dient oft unbewusst der Anregung zur Nachahmung, aber auch zum besseren Verständnis bei Schwerhörigkeit oder lauter Umgebung.

Fast jeder greift instinktiv darauf zurück, sofern er keine Wahrnehmungsstörung hat. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er als Dolmetscher im Lippenlesen fungieren kann. 

Und doch begleitet es uns stetig im Alltag.

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Diese Fähigkeit ist unterschiedlich ausgeprägt. Oft nehmen wir nur Bruchstücke wahr, die unser Gedächtnis aktivieren und sofort mit Umgebungs-, Situationskomponenten sowie unserem Wissen kombinieren. Dadurch können wir begreifen, was uns der Gesprächspartner vermitteln will. Gelingt es uns nicht, erfolgt also kein Abgleich mit unseren instinktiven Kenntnissen. Wir müssen nachfragen und um Wiederholung bitten.

In der Therapie mit erwachsenen Patienten, die eine Apraxie* oder auch Aphasie** haben, wird das Mundbild des/der Therapeuten/in bewusst eingesetzt. Es ist viel effizienter als dem Patienten mühsam erklären zu müssen, wie er seine Sprechwerkzeuge*** einsetzen soll.

* Eine Aphasie ist eine Sprachstörung nach beispielsweise einem Schlaganfall, wobei auch das Sprechen beeinträchtigt sein kann.

** Eine Apraxie ist eine schwere Sprechstörung. Hier ist der Entwurf der Sprechabläufe für den Patienten nicht greifbar. Oft ist es an  den Suchbewegungen im Mundbereich zu erkennen.

*** Zu den Sprechwerkzeugen gehören die Lippen, die Zähne, die Zunge und das Gaumensegel sowie das Zäpfchen am Gaumensegel.

In der Therapie von Kleinkindern bei Fehlbildungen von Lauten oder noch nicht erlernten Lauten ist es offensichtlich, dass es wenig Erfolg zeigt, wenn man die Abläufe erklärt. Sie lernen und probieren ja altersbedingt. Ihre Erfahrungen sind zudem noch nicht stabil genug. Die bewusste Selbstwahrnehmung ist meist erst in den Anfängen.

Worauf beruhen nun unsere instinktiven Kenntnisse?

Beim Erlernen der Sprache als Baby dient das Mundbild der Eltern als wichtige Anregung. (Siehe auch Artikel: "Mama" oder "Papa"?)

Wie jedes Lebewesen reagieren auch wir auf Veränderung und damit auf Bewegung. Nur über die Wahrnehmung von Veränderung und Bewegung können wir uns entwickeln, Schutzmechanismen aufbauen oder Abläufe erkennen. Dies begleitet uns unser gesamtes Leben und führt zur Anpassung an unsere Umwelt.

Bewegung ist also sehr interessant, Veränderung ist hochspannend. Es zieht uns in den Bann. Wir können uns darauf fixieren und verinnerlichen. 

Sowie wir es etwas nachahmen können, sind wir im Stande die Abläufe zu automatisieren, ohne darüber nachdenken zu müssen auch verinnerlichen und bei Bedarf intuitiv abrufen.

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